Barrierefreies Programm im ORF

Seit über 40 Jahren wird im ORF der barrierefreie Zugang zum Gemeinschaftserlebnis Fernsehen für gehörlose und hörbeeinträchtigte Menschen angeboten. Dem ORF ist Inklusion und Barrierefreiheit als öffentlich-rechtliches Medienunternehmen ein selbstverständliches gesellschaftliches Anliegen.
Durch Audiodeskription für sehbehinderte und blinde Menschen, Gebärdensprachdolmetschung und Untertitelung für schwerhörige und gehörlose Menschen sowie Einfache Sprache für Menschen mit Lernbehinderungen wird der Zugang zum ORF-Programm ermöglicht und das Verfolgen der Sendung erleichtert. Dieses Service wird bis heute sukzessive ausgebaut, alle Sendungen sind mit Symbolen gekennzeichnet.
2020 wurde eine inklusive Lehrredaktion im ORF gegründet. Sie besteht derzeit aus sechs Menschen mit Lernbehinderungen, die täglich in der Abteilung „Humanitarian Broadcasting“ Nachrichten in Einfacher Sprache produzieren. Mit dem „Aktionsplan 2021-2024“ verpflichtet sich der ORF, den Anteil seiner barrierefrei zugänglichen Sendungen in TV und Online kontinuierlich zu erhöhen.

Untertitelung

Der ORF untertitelt mehr als 70 Prozent seines TV-Angebots in ORF 1 und ORF 2 (12.396 Sendestunden/Jahr), in denen über die ORF TELETEXT-Seite 777 Untertitel zuschaltbar sind. Im Online-Fernsehprogramm tv.ORF.at sind diese Sendungen eigens ausgewiesen. Auf der On-Demand-Plattform ORF-TVthek werden neben der Möglichkeit, alle Elemente der Seite für leichtere Lesbarkeit in mehreren Stufen zu vergrößern, auch sämtliche vom ORF mit Untertiteln produzierte Sendungen als spezielle Serviceleistung für Menschen mit Hörbehinderung zugänglich gemacht.
Ausschnitt aus der LICHT INS DUNKEL Radchallenge. Clemens Trischler sitzt am Rad während Teamkollegen ihn unterstützen. Im Hintergrund sieht man die gebrandeten Leinwände. Am unteren Bildrand kann man die Einblände der Untertitelung erkennen. ORF
Ausschnitt aus der LICHT INS DUNKEL Radchallenge. Clemens Trischler sitzt am Rad während Teamkollegen ihn unterstützen. Im Hintergrund sieht man die gebrandeten Leinwände. Am unteren Bildrand kann man die Inserts der Untertitelung erkennen.
Seit 2021 werden in der TVthek auch bei Live-Streams Untertitel angeboten. Dadurch können erstmals auch Menschen mit einer Hörbeeinträchtigung unterwegs uneingeschränkt am aktuellen Geschehen teilhaben und Programme bereits zum Zeitpunkt ihrer linearen Ausstrahlung auf der ORF-TVthek barrierefrei abrufen.
Barrierefreiheit ORF
Am Bild sieht man eine Mitarbeiterin der Untertitelung wie sie mit einem Programm die Untertitelung für eine Sendung erstellt. Man blickt ihr über die Schulter und sieht den Bildschirm auf dem sie arbeitet.
Weiters macht die ORF-TVthek zum Thema Inklusion und Barrierefreiheit das Videoarchiv „Selbstbestimmung und Vielfalt: Gelebte Inklusion in der Gesellschaft“ zugänglich.
Miriam Lapus präsentiert seit 2018 "Ohne Grenzen - das Behindertensportmagazin" in ORF Sport+. Am Foto ist die Moderatorin in einem blauen Oberteil vor einem blauen Hintergrund und einem Bildschirm zu sehen. ORF
Miriam Lapus präsentiert seit 2018 „Ohne Grenzen - das Behindertensportmagazin“ in ORF Sport+. Am Foto ist die Moderatorin in einem blauen Oberteil vor einem blauen Hintergrund und einem Bildschirm zu sehen.

Audiodeskription

Der erste Hörfilm wurde im Jahr 2004 im ORF ausgestrahlt. Seither wurde das Angebot für blinde und sehbeeinträchtigte Menschen schrittweise ausgebaut. Derzeit werden rund vier Stunden täglich (ca. 1.500 Stunden/Jahr) mit akustischer Bildbeschreibung angeboten.
Bei der Auswahl der Sendungen legt der ORF ein besonderes Augenmerk auf TV-Highlights wie Unterhaltungsshows („Dancing Stars“, „Starmania“), Sport-Sendungen (Ski alpin, Fußball, Formel 1) sowie Sendungen von großem gesellschaftlichen Interesse (z. B. Ostermesse in Rom).
Ein Blick hinter die Kulissen der Audiodeskription. Zwei Männer sitzen mit Headset und Mikrophon vor den Bildschirmen und geben einen Einblick in ihre Arbeit. ORF
Ein Blick hinter die Kulissen der Audiodeskription. Zwei Männer sitzen mit Headset und Mikrophon vor den Bildschirmen und geben einen Einblick in ihre Arbeit.

Österreichische Gebärdensprache (ÖGS)

Seit 2008 bietet der ORF zudem für ausgewählte Sendungen über ORF 2 Europe Gebärdensprachdolmetschung an. Sendungen, die in ÖGS (Österreichische Gebärdensprache) gedolmetscht werden, sind an den ÖGS-Symbolen im ORF-Fernsehprogramm tv.ORF.at erkennbar.
Barrierefreiheit ORF
v.l.n.r.: Anna Zepitsch, Sabine Zeller, Barbara Gerstbach, Ferdinand Leszecz übersetzen die ORF Sendungen in die Österreichische Gebärdensprache (Bild aus 2005)
Zu den Regelsendungen gehören die „ZIB 1“, „ZIB 1 Wetter“, „konkret“, „Bürgeranwalt“, „Mayrs Magazin – Wissen für alle“, die Nationalratssitzungen aus dem Parlament sowie die Kindersendung „Helmi“ (seit 2020). Zu besonderen Anlässen (z. B. Rede des Bundespräsidenten, Gedenkfeiern) werden ebenfalls nach Maßgabe der Möglichkeiten eine Gebärdendolmetscherin bzw. ein Gebärdendolmetscher zur Verfügung gestellt.
Gebärdensprachdolmetsch Delil Yilmaz übersetzt Live-Sendungen in die Österreichische Gebärdensprache. ORF/Hans Leitner
Gebärdensprachdolmetsch Delil Yilmaz übersetzt Live-Sendungen in die Österreichische Gebärdensprache.

Nachrichten in Einfacher Sprache

Um auch die Gruppe der Menschen mit Lese- und Schreibschwäche mit wichtigen Informationen zu versorgen, werden laufend neue Formate mit Nachrichten in Einfacher Sprache in den ORF-Programmen etabliert. Diese Form der Nachrichtenvermittlung bringt wichtige, barrierefreie Meldungen vom Tag in kurzen Sätzen, mit einfachen Wörtern, ohne Fremdwörter und mit Untertitel. Nachrichten in Einfacher Sprache richten sich an Sprachanfänger/innen, ältere Menschen, Personen mit kognitiven Behinderungen oder mit Leseschwäche.
Bereits seit 2017 werden im ORF TELETEXT Nachrichten in Einfacher Sprache ab Seite 470 in der Sprachstufe B1, seit Winter 2018 die gleichen Nachrichten ab Seite 480 zusätzlich in Sprachstufe A2 veröffentlicht. Das Angebot der wichtigsten News als einfach verständliche Nachrichtenmeldung wird in allen Medien des ORF – Radio, Fernsehen, Online, TELETEXT – angeboten und sorgt für mehr Inklusion in der Bevölkerung.

Das Weihnachtsevangelium in Österreichischer Gebärdensprache

1986: Erstmals Live-Dolmetsch in Gebärdensprache

Bereits seit Jahrzehnten setzt sich der ORF für Barrierefreiheit ein. Das spiegelt sich auch in der LICHT INS DUNKEL-Sendung 1986 wider, in der der österreichische Kammerschauspieler Walther Reyer das Weihnachtsevangelium vorträgt. Mit seiner Darbietung beginnt ein neues Service für das gehörlose und hörbeeinträchtigte Publikum: Seine Lesung wird live in die Österreichische Gebärdensprache (ÖGS) übersetzt, ÖGS-Dolmetscherin ist Brigitta Mikulasek. Bis in die 2000er Jahre findet die Lesung des Weihnachtsevangeliums durch Walther Reyer bei LICHT INS DUNKEL statt.