Mein persönlicher Schutzengel

Irmgard Ehrentraut
Als mein beinamputierter Vater 2016 starb, war Mutter untröstlich und wurde kurz sehr krank. Zuerst pflegte ich sie mit dem mobilen Dienst – aber irgendwann ging es nicht mehr.
Ich versuchte dann eine 24 h Pflege zu bekommen. Und wirklich, ich bekam eine Dame aus Bulgarien. Leider verstanden wir uns gar nicht und nach 10 Tagen fuhr sie heim.
Dann aber kam Tanja, auch aus Bulgarien. Auch meiner schwerkranken Mutter war sie sehr sympathisch. Sie wurde im Juli 18 von Frau Tanja sehr liebevoll betreut. Leider starb Mutter Anfang Aug. in unserem Beisein im Spital. Schon hier war mir Tanja eine große Stütze (ging mit mir jeden Tag 8–10 h ins Spital) und half mir dann auch über den großen Schmerz hinweg.
Aufgrund meiner großen Gesundheitsproblemen (Knie-Knorpelschäden – ich kann nur mit Rolli gehen, Nabelbruch, chron. Bronchitis usw.), wurde Tanja dann meine Betreuerin (trotz Geldeinbußen), da wir uns so super verstanden. Im Nov. 18 „schleppte“ sie mich Gott sei Dank zur Mammographie. Ergebnis: Spital + Brust-OP am 18. 12.18 (vsl. Aufenthalt 3–4 d)
Tanja reiste daher vorzeitig am 18.12.18 aus dem 1250 km entfernten Gabrowo an, besuchte mich jeden Tag bis zum 27.12 im Spital und baute mich auch immer wieder auf. Sogar zur Weihnachtsfeier am 24. kam sie vorbei und tröstete mich sehr.
Da es mir auch nach dem Aufenthalt nicht sehr gut ging (riesiges Hämatom), blieb sie auch eine Woche länger. Auch bei den Bestrahlungen in Krems begleitete sie mich immer.
Außerdem stand und steht sie mir bei den vielen, vielen Arztbesuchen (vor allem Zahnarzt, Blutabnahme, Orthopäde usw.) bei. Sie kocht + bäckt sehr gut für mich, spricht sehr gut Deutsch, geht liebevoll auf meine Macken ein, tröstet mich und macht mir Mut. Sie ruft auch oft von zu Hause bei mir an und wir unterhalten uns dann eine längere Zeit. Zu Hause pflegt sie dann auch noch ihren schwerkranken Vater.
Auch heuer 2020 kam sie rasch am 10. März zu mir und verbrachte die Zeit bis zum 13. Juli bei mir. In dieser Zeit machten wir viele Spazierfahrten auf allen asphaltierten Feldwegen, die wir fanden. Ich verdanke ihr in dieser Zeit des Lockdowns auch meine geistige Gesundheit, denn alleine wäre ich wahrscheinlich die Wände hochgeklettert. Am 14.11 reiste sie auch wieder an und wir verbrachten 2 wunderschöne Geburtstage und verbringen wahrscheinlich auch ein schönes, besinnliches Weihnachtsfest, da sie erst im Jänner wieder heimfährt.
Ich habe in ihr eine wirkliche Freundin gewonnen und wäre alleine sicherlich nicht zur Untersuchung gegangen. Sie hat mir wahrscheinlich das Leben gerettet und auch den Mut zum Weiterleben wiedergegeben – Also mein Hauptgewinn + mein Schutzengel. Danke!