Meine erste Skitour als Blinder!

Aufgewachsen in einem Skigebiet, da werden einem die Ski schon mit in die Wiege gelegt, somit war Skifahren einfach das Schönste für mich.
1995 nach meiner Erblindung, war es auch mit dem Skifahren vorbei.
Ich war mit der Umstellung, mich an ein Leben in der Dunkelheit zu gewöhnen genug beschäftigt. Ein relativ selbstständiges Leben konnte ich aber langsam und 
mühevoll wieder zurück erobern. In meinem Kopf geisterte nun auch wieder der Gedanke ans Skifahren.
Täglich bekomme ich im Winter, da mein Elternhaus direkt neben dem Skilift ist, die Freude der Skifahrer mit. Wehmütig horche ich dem fröhlichen Treiben zu, am liebsten würde ich meine Ski packen und einfach „darauf los“! Aber dazu war ich zu feig!
Bis eines Tages ein Wunder geschah, es war 2017, mein Hundetrainer Arthur hatte für mich eine Tourenskiausrüstung dabei, ab ging es auf die Postalm. Er meinte, fürs erste mal probieren wir einfach auf einer fast geraden Fläche, damit ich wieder das Gefühl für die Ski bekomme. Glaubt mir, es war einfach genial- ich auf Skiern! Ein wunderbares neues Lebensgefühl, ein bisserl Angst und Unsicherheit war natürlich dabei. Beim nächsten Mal gehen wir höher und weiter, versprach er mir. Ich freute mich irre darauf. Im Gedanken stellte ich mir vor, wie ich die Postalm, dort wo keine Bäume sind runterwedeln werde. Konnte ich doch früher auch gut Skifahren und jetzt zeige ich allen, was ich noch alles kann
Angekommen auf der Postalm gab Arthur die Felle auf die Ski, der Anstieg begann. Mit dabei waren auch unsere Hunde. Traum Wetter, herrlicher Schnee und wenig Skiläufer! Arthur hatte es nicht einfach, musste er auf mich und zwei Hunde achten, natürlich auch auf andere Tourengeher, die gar nicht glauben konnten, dass ihnen da ein Blinder und zwei so folgsame Hunde entgegenkamen.
Bis hier war alles bestens, nun kam die Abfahrt, eine Herausforderung! Vom coolen Wedeln keine Spur mehr, Schneepflugstellung wurde von mir eingenommen, jeder 3jährige hätte mich überholt!
Die Angst im Nacken, dass die Ski mit mir abhauen und ein Knieschlottern waren meine Nebenwirkungen.
Arthur wollte filmen und rief: Rechts“, natürlich befolgte ich dies. Plötzlich übernahmen meine Ski die Führung und ab ging´s in den Graben! Ich war froh, als ich nicht mehr unkontrolliert unterwegs war und Arthur schon bei mir war.
Nix ist passiert und ein guter Skifahrer muss auch mal stürzen. Arthur sammelte meine Ski und Stöcke ein und ich kroch auf allen Vieren den Graben hoch, Ski angeschnallt und noch unsicherer wie vorher, musste ich doch noch bis zum Auto. Ein schöner Tag ging nun zu Ende und mit ihm auch mein Entschluss - Skifahren ist nichts mehr für mich!