Weltverbesserer

Alexandra_Hund
Was würde diese Welt wirklich besser machen?
Wie oft habe ich mir diese Frage schon gestellt. Man denkt automatisch an das große Weltgeschehen, an all die einflussreichen Leute. Die könnten´s doch richten! Oder der liebe Gott, das Schicksal, die Sterne? Irgendeiner von denen könnte doch den Lauf der Welt endlich so verändern, dass alle Menschen glücklich leben können.
Naja. Zu einer zufriedenstellenden Antwort bin ich lange nicht gekommen.
Bis vor ein paar Monaten.
Ich war im Supermarkt und wie es dort so ist, ist man sich gerne mal im Weg. Der eine beachtet die Rechtsregel nicht, dann wieder ein Geisterfahrer im Gang mit der Tiefkühlware und in der Weinabteilung stehen sowieso alle kreuz und quer und behindern den Durchfahrverkehr. Alles sehr ärgerlich. Eigentlich müsste eine Hupe zur Grundausstattung eines Einkaufswagerls gehören. Keiner hält sich an die Verkehrsregeln. Außer mir natürlich…
Als ich am Regal mit den Dosengerichten vorbeifuhr, passierte es. Ich war wohl etwas zu fasziniert von der knallroten Bohnensuppe, war nur ganz kurz unachtsam, doch da war es schon geschehen: ich kam auf die Gegenspur. Im selben Moment bog eine ältere Frau mit ihrem Wagerl um die Ecke. Mit etwas überhöhter Geschwindigkeit, wie ich fand... Ich konnte gerade noch rechtzeitig bremsen. Ärger stieg in mir auf. Wo ist die Hupe?
Wir sahen uns an und ich dachte: Schimpft sie gleich? So lange warte ich nicht. Angriff ist die beste Verteidigung…
Doch sie kam mir zuvor und - lächelte. Einfach so!
Und was tat ich? Ganz automatisch lächelte ich zurück. Und all der Ärger war verflogen!
Wir gingen aneinander vorbei und ich hatte was zum Nachdenken.
Begegnungen dieser Art sind unter Wienern nicht allzu häufig, aber es gibt sie. Und ich kann mich an jede einzelne erinnern, egal wie lange es her ist.
Ich erinnere mich zum Beispiel an den jungen Mann, der mit seinem Roller um die Ecke bog und mich anlächelte, während ich gleichgültig aus der Straßenbahn schaute.
Oder an die Frau in der U-Bahn, die mir gegenübersaß. Sie lächelte mich an und ich dachte: „Was is, hab ich was im Gesicht?“ In meinem Gesicht war nichts, was da nicht hingehörte. Aber es fehlte etwas…
All diese Menschen haben mit ihrem Lächeln etwas in mir ausgelöst: Freude, Gelassenheit, Wohlwollen, Dankbarkeit. Harmonie. Frieden.
Mir wurde die Bedeutung auf einmal klar. So einfach geht das. So einfach kann man die Welt in eine bessere verwandeln. Durch ein Lächeln.
Deswegen: Schenke ein Lächeln so oft es geht! Egal, was du zu Weihnachten verschenkst, überreiche es mit einem Lächeln. So manches Präsent kann es sowieso brauchen. An das Geschenk kann sich der Empfänger nächstes Jahr ohnehin nicht mehr erinnern, an dein Lächeln aber ganz sicher.
Schenke es auch Fremden. Besonders den grantig dreinschauenden. Sie bekommen in ihrem Leben vielleicht sonst nicht viel geschenkt. Es kostet nichts, außer ein wenig Überwindung.
Und schenke es dir selbst. Sei ein Weltverbesserer. Jeden Tag.