Und nochmal drücke ich „Nochmal“

Fabiennne
Wie oft kann man ein Lied anhören, ohne dass das eigene Gehör Schaden nimmt? Fremdes Gehör ist gerade keines in der Nähe. Teste ich gerade aus, wie viele Male ein und demselben Lied in Folge zu lauschen, möglich ist? Keine Ahnung, aber es ist das wohl bekannteste Weihnachtslied aus der Popwelt, das ich zum wiederholten Male anhöre. Es schallt gerade durch einen unendlich großen Klangraum, klingt so sphärisch schön, dass es fast ungewohnt daherkommt.
Vermutlich hat es jeder auch schon gehört und viele können es bestimmt gar nicht mehr hören, seit es allweihnachtlich x-mal über die Radiosender verströmt wird. Die meisten dürften mit den Augen rollen und sagen „och nö, nich schon wieder“. Aber alle wissen, wenn es erklingt: es ist Weihnachtszeit. Ich nenne den Titel nicht…
Habe das Lied eben in einer Aufnahme entdeckt, in der es auf einer Kirchenorgel gespielt wird, genau genommen auf der Orgel der Stiftskirche zu Baumburg. Hat definitiv was absolut Magisches. Das Lied auf der dreimanualigen Orgel gespielt, das ganze Kirchenschiff als Klangkörper nutzend, fliegt es durch den Kirchenraum, entlang einer festlich strahlenden Farbenpracht, vorbei an den Seitenaltären, die Rokokostukkaturen umspielend, um sich dann klanglich im Altarraum, mit all seiner Festlichkeit zu sammeln.
Und was fiel mir beim allerersten Anhören dazu ein: wenn schon keine Raiberdatschi auf dem Weihnachtsmarkt, dann dieses Lied zur Adventszeit in allen Facetten und auf ´ner Kirchenorgel - einfach nur atemberaubend schön.
Wie gut, dass es einen „Nochmal“- Button gibt und wieder drücke ich drauf. Habe aufgehört, das „Nochmal“ mitzuzählen.
Und witzig: die trübe Stimmung ist wech, die mir Corona eben noch ins Gemüt genagelt hatte, als es hieß, dass vermutlich noch härtere Maßnahmen kommen sollen, weil wir uns alle so maßnahmenrenitent verhalten.
Eh, woh - sollten wir nicht vielleicht, wie uns Corona quält, mit seinen Unwägbarkeiten, es zurückquälen und unsere Lieblingslieder immer und immer wieder abspielen, auf das wir gute Laune bekommen und damit den Geist des Corona in seinen Hades zurückdrängen, aus dem es entsprungen ist.
„Nochmal“ gedrückt, es gab kein Jahr, in dem ich dieses Lied nicht gehört habe und auch in der Version auf der Weihnachts-CD, musste es x-mal laufen. Wenn eine meiner CDs Spurrillen hat, dann jene mit dem Lied drauf.
Aber die unverhoffte Entdeckung dieser Version des Liedes heute, hat was bewirkt: es gibt es noch, das Gefühl ungetrübter Leichtigkeit, unbegrenzter Fröhlichkeit und für unzählige Minuten keinen Alltag, der runterzieht, eingrenzt, kleinmacht. Sondern einfach nur Musik, Töne, Klänge, Melodien so sanft und schmeichelnd, die Sinne umgarnend, so eindringlich mitreißend in eine Wolke unbeschwerten Frohsinns und grenzenlosen Fröhlichseins. Glücklichsein und sein Gegenteil liegen so nah beieinander, heute hat das Gegenteil verloren. Und nochmal drücke ich „Nochmal“.