Schneeweiße Weihnachten im Inselparadies

JuliaSivadi
Ich liebe Weihnachten und alles was dazu gehört, den Glitzer, die vielen Lichter, Lebkuchen, Kekse, Weihnachtsmärkte, Punsch, Rodeln, Schneewandern, warme Stutzen, frostige Nächte, den Raureif am Morgen und nicht zuletzt den Schnee. Am liebsten stelle ich den Weihnachtsbaum schon zu Allerheiligen auf, was bedingt, dass er aus Plastik ist, da er ansonsten zu Weihnachten vermutlich nicht mehr vorzeigefähig wäre. Der Schokovorrat am Baum wird drei- bis viermal nachgefüllt bis Weihnachten, was dem Baum auch immer wieder einen neuen Anstrich verpasst und ihn farblich leicht verändert, je nachdem, ob goldene Ferrero Rocher, weiße Raffaelo, bunte Kinderschokoladen oder rosafarbene Manner Waffel-Päckchen dranhängen. Im Jahr, in dem ich meinen (mittlerweile) Mann kennenlernte, feierten wir Weihnachten zusammen in Mexiko. Der geschmückte Baum aus Plastik, Lichterketten, Christbaumkugeln und Süßigkeiten ließen ein scheinbar „normales“ Weihnachten vermuten, allerdings vermisste ich den Schnee so sehr, dass ich am 23. Dezember weißen Schneespray besorgte.
Mein damaliger Freund brachte CDs mit und wir liehen uns einen dieser schnulzigen, kitschigen, amerikanischen Weihnachtsfilme bei Blockbuster aus. Der Cola-Truck begegnete uns am Weg nach Hause und obwohl Weihnachten gar nicht seins war und ist, versuchte er zu mindestens mir die Freude zu machen und nicht den „Grinch“ raushängen zu lassen. Als kleinen Ausgleich für den fehlenden Weihnachtsmarkt, liefen wir noch an der französischen Creperie vorbei, wo ich leckere Bananen Schoko Crepes mit heißer Schokolade bestellte. In meiner Vorfreude auf den nächsten Tag begann ich nach unserem Spaziergang zu Hause den Baum erstmal von allen Seiten weiß zu besprühen. 20 Minuten danach saß mein Weihnachtsmuffel mit einer Miene am Sofa, die mich ahnen ließ, dass ihm gerade eine Laus – nein, ein Elefant über die Leber gelaufen sein musste. Die Mundwinkel hingen nach unten, seine Augen waren zusammengekniffen und die Spraydose hielt er zwischen den Händen, als er mich ruhig fragte, was das wäre. Enthusiastisch sprudelte es aus mir heraus, dass ich diesen Schneespray bei Walmart fand und sofort ausprobieren wollte und breitete die Arme in Richtung des, meiner Ansicht nach, fantastischen Ergebnisses weit aus. Der Baum war wirklich gelungen, richtig schön, groß, geschmackvoll geschmückt, heimelig und winterlich. Die Miene meines Mannes schien trotz meiner Aufregung recht gedämpft. Mein Blick fiel auf den Couchtisch, ausgebreitet darauf seine CDs, versehen mit einer weißen Schicht, die je nach CD von leicht “angezuckert” bis feine Schneedecke reichte.
Immerhin war das kleine Malheur offensichtlich kein Trennungsgrund, aber es ist eine dieser Geschichten, die noch nach 15 Jahren immer wieder Einzug in unsere Adventsgeschichten finden und von sämtlichen Familienmitgliedern gerne kommentiert oder einfach still beschmunzelt werden.