Weihnachtsbasar

Silvia Peiker
Alle Jahre wieder bastelten die Kinder meiner Gruppe für den Weihnachtsbasar der Schule etwas Schönes mit Naturmaterialien. Meine handwerklich begabte, langjährige Freundin Gaby, die auch Krippenbaumeisterin ist, schenkte mir für diesen Zweck fünfzehn von ihr entworfene kleine Holzkrippen. Diese wollten wir nun mit selbst gestalteten Krippenfiguren bestücken. In den vergangenen Herbstmonaten hatte ich dafür schon vorsorglich in meinem geliebten Wienerwald unter den Ästen der hochgewachsenen Baumriesen Eicheln, Bucheckern, Erlenzapfen Moos und abgebrochene, schuppige Baumrinde entdeckt und im Rucksack heimgetragen.
Eifrig und mit roten Wangen stürzten sich dann die kleinen Weihnachtselfen nach dem Austoben im Schulgarten auf die mitgebrachten Materialien. Mit der Heißklebepistole wurden den Eicheln Mäntel aus Filz angeklebt. Josephs Eichelhaupt verliehen wir einen braunen plüschigen Haarschopf, während Maria mit geflochtenen Zöpfen aus gelben Wollresten ausgestattet wurde. Nun musste nur noch das Jesuskindlein in die halbe Nussschale gelegt werden. Dazu klebten wir eine helle Holzperle, der die Kinder liebevoll ein Gesicht aufgemalt hatten, auf die Innenseite der Ruhestatt. Als warme Decke diente ein Stoffrest, den wir ein paar Mal umschlugen, denn das schlafende Kindlein sollte ja nicht frieren.
Nun ging es daran, das schräge Dach mit weißen Steinen zu decken. Dekoriert wurde mit Fichtenpockerl, Moos, Rindenstücken, Bucheckern und einem duftenden Anisstern.
Am Elternsprechtag drapierten wir dann unseren Verkaufsstand mit einem bordeauxroten, mit goldenen Sternen übersäten Tischtuch, worauf wir die Krippen zwischen die weichen, duftenden Tannenzweige meiner Coloradotanne betteten. Bald schon strömten Eltern, Großeltern und Geschwisterkinder ins Schulhaus und bewunderten und erstanden natürlich auch die weihnachtlichen Bastelsachen der anderen Gruppen. Unsere einfachen Krippen aber fanden im Handumdrehen ihre Käufer, wir hätten doppelt so viele verkaufen können. Selbst die Direktorin hatte Tränen in den Augen, als sie die aus Naturmaterialien gestaltete Heilige Familie erblickte. Stolze 120 Euro hatten die kleinen Krippen eingebracht.
Nun durften die Schulkinder entscheiden, ob ich mit dieser Summe Spiele für die Gruppe besorgen, oder ob der Betrag gespendet werden sollte. Groß war meine Freude, als bei meinem Vorschlag, den Erlös des Bazars dem SOS Kinderdorf zukommen zu lassen, sämtliche Kinderarme in die Höhe schnellten. Nach Rücksprache mit der Obfrau der Elternvertretung und nach einer Freizeitstunde, in der ich den Kindern von den weltweiten Projekten des Tirolers Hermann Gmeiner erzählte, eilte ich auch schon zur Bank, um unsere Spende zu überweisen. Diese Bereitschaft der Kinder, mit dem erwirtschafteten Geld etwas Sinnvolles für andere, weniger vom Schicksal Begünstigte zu tun, war mein schönstes Weihnachtsgeschenk in diesem Jahr.