Adventkalender der Freude

S_Butterfly-Bee
Shopping steht dringend an. Nein, nicht ins Einkaufszentrum, weil die Geschäfte wieder geöffnet haben und ich ein neues Outfit erstehen möchte. Die Geschäfte haben noch nicht wieder geöffnet. Köstliches Huhn soll es sein. Getrocknet und gemeinsam mit Mais, Rübenschnitzel und weiteren Zutaten in Kroketten gepresst. Und ein großer Sack soll es sein, um meinen ehemaligen Straßenhund nicht in Versuchung zu führen, sich sein Futter selbst jagen zu müssen.
Nach einigen Stunden Berieselung mit feinster Weihnachtsmusik am Vorabend rieseln mir praktisch schon Glitzersterne aus den Ohren und mein Haar verwandelt sich im Geiste zu Engelslocken. Friedvolle Weihnachtsstimmung lässt mich den Anblick der Maskenmenschen im nahe gelegenen Mini-Einkaufscenter ertragen.
Als ich vor dem gewünschten Futter zum Stehen komme, nimmt eine Idee Gestalt an und ich schnappe wild entschlossen zwei der Säcke.
Rechts und links einen Sack in der Hand stapfe ich ausbalanciert vom Fressnapf ins Freie. „Wenn mich mein Dad jetzt sehen könnte“, geht es mir durch den Kopf. „Wie ich als Langzeitvegetarierin 24 kg feinstes Huhn in Händen halte“. Ein Lachanfall bahnt sich an und ist gleich wieder vorbei als sich meine Fuchsmaske unangenehm an meine Nase anschmiegt. Huhn abstellen, Maske entfernen, befreit lachen.
Wenigstens ist das Trockenfutter flexibel, als es darum geht im winzigen Kofferraum meines schnittigen Fahrzeugs Platz zu nehmen. Dem letzten Paket, das ich transportieren sollte, musste ich gut zureden um es im Inneren verfrachten zu können.
Zu Hause angekommen, wird noch eine Weihnachtskarte geschrieben und auf den Futtersack geklebt, mit dem ich mich durch die Tiefgarage auf leisen Sohlen ins Nachbarhaus schleiche. Im 3. Stock stelle ich das Paket vor der Wohnungstür ab und bewege mich vorsichtig wie ein Einbrecher wieder unbemerkt hinaus.
Mission Weihnachtsengerl ist erledigt.
Eine halbe Stunde später folgt der Anruf und als Erstes höre ich nur lachen, gefolgt von einem „Dankeschön“ und „es wäre nicht notwendig gewesen“.
„Das habe ich sehr gerne gemacht.“
Bob hat schon häufig Futter von meinen Nachbarn bekommen, für das sie keine Verwendung hatten. Ich wollte gerne auch etwas geben. Die Überraschung ist mir gelungen und die Freude war aufrichtig.
Und weil es wahnsinnig schön ist, Glück zu verbreiten, habe ich beschlossen im Advent jeden Tag jemandem eine Freude zu machen. Mein persönlicher Adventkalender.
Die Welt werde ich alleine nicht retten können aber lieben Menschen eine Freude bereiten, das kann ich! Kleinigkeiten, die von Herzen kommen, liebe Worte, Hilfe anbieten. Und wenn es nur ein Lächeln ist, das ich auf ein ernstes Gesicht zaubere, ist es zumindest ein Glitzermoment in einer besonderen Zeit.
Eingehüllt in den Zauber der Weihnacht, freue ich mich auf jeden Tag, der kommen wird.