Fifty shades of green

Mari
Irgendwas war diesmal anders. Ich hatte keine Lust. Keinerlei Verlangen.
Ich wollte nicht mehr mehrere Locations abklappern, mit schummriger Beleuchtung und mit fragwürdiger Musik, um nach dem Richtigen zu suchen. Aber darauf warten, dass Mr.Right vor der Tür steht, war auch keine Lösung. Und heißt es nicht, der Appetit kommt beim Essen? Oder, der frühe Vogel fängt den Wurm? Ich wusste, früher oder später würde mein Vogel Appetit bekommen. Und dann, dann wollte ich den besten Wurm von allen.
Also jetzt, oder nie. Ich hatte gerade mein Brainstorming mit mir abgeschlossen, und vor meinem geistigen Auge begann sich sowas wie die steirische Eiche zu visualisieren. Abgelenkt von diesem etwas übergroßen Brett vor meinem Kopf, entging mir ein wesentliches Detail.
Mein Mann machte sich gerade bereit mich zu begleiten. Alles Bitten und Flehen ihn von seinem Vorhaben abzubringen schlug fehl. Diesmal ließ er sich von nichts und niemanden davon abbringen, mir bei der Suche zu helfen. Denn schließlich, so behauptete er, müsse ja auch er mit dem Objekt meiner Begierde leben, wenn er einige Tage bei uns einzieht.
Meine Argumente, dass hauptsächlich ich mit ihm Zeit verbringe, ich ihm zu Essen und zu Trinken gebe, also ich dafür zuständig bin, ihn bei Laune zu halten, wurden abgeschmettert. Und zwar mit einem Gegenargument, das nicht von der Hand zu weisen war. Meine Fehlgriffe. Mein Hang zu Mogelpackungen.
Einmal war es ein Toupetträger, der uns nach einigen Tagen mit seinen nackten Stellen überraschte, ein anderes Mal war es einer der uns bei seiner vollständigen Entfaltung zeigte, dass ihm etwas Grundlegendes fehlte. Und das letzte Mal, als ich mir sicher war, den absoluten Jackpot geknackt zu haben, musste ich feststellten, dass er etwas überdimensioniert war. Was die ganze Sache auch nicht vereinfachte.
Mein kleiner Einwand, dass die Suche zu zweit sicher nicht einfacher wird, weil wir einen absolut konträren Geschmack haben, wurde mit den Worten „Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich nicht streiten“ übergangen.
Eine der dämlichsten Weisheiten, die ich kenne.
Nach dem dritten Standortwechsel, unzähligen Diskussionen und Wortgefechten, fand ich sie noch dämlicher. Der eine war zu groß, der andere zu klein. Der eine zu dick, der andere zu dünn. Der eine zu alt, der andere zu jung. Und dann noch die Frage, Österreicher oder Ausländer? So viele Entscheidungen.
Plötzlich stand er dann vor uns. Ein stattlicher Österreicher, der uns beiden gefiel. Und das Beste daran. Er verlässt uns nicht nach ein paar Tagen, wir können uns immer wieder an ihm erfreuen. Nach fifty shades of green. Endlich Mr. Right.
Ein lebender Christbaum.