Coming Home for Christmas

CaroWoodstock
Zur Zeit meines Au Pair-Jahres haben meine beiden Großeltern noch gelebt, und dies auch gemeinsam mit uns in einem Haus. Meine Oma hat mir regelmäßig Briefe nach Boston geschrieben, und sie erzählte mir darin Neuigkeiten aus ihrem Alltag, wenn dies auch nie viel war. Es war der Gedanke, mit mir in Verbindung zu stehen, der für sie wichtig war.
Mein Opa war ein Mann der wenigen Worte. Er hörte schon sehr schlecht, und beteiligte sich darum nie wirklich an den Gesprächen am Mittagstisch, oder wenn Besuch da war. Er war als junger Mann mit gerade mal 18 in den Krieg gezogen; kam dadurch bis nach Norwegen, und wurde später von den Russen in Gefangenschaft genommen. Erst Jahre später kam er wieder nach Hause, und war bestimmt auch aufgrund seiner Erfahrungen zu dieser Zeit recht sparsam mit Worten. Meine Abreise in die USA berührten ihn dann aber doch sehr, und er wünschte sich, dass er meine Rückkehr noch erleben würde (was er glücklicherweise auch tat).
Weihnachten rückte immer näher, und zwei Wochen vor dem Fest telefonierte ich wieder einmal mit meiner Freundin Dani, die zur selben Zeit Au Pair in Princeton war. Sie erzählte mir, dass sie sich kurzfristig dazu entschlossen hätte, über Weihnachten nach Hause zu fliegen, da ihre Gasteltern einen Urlaub während der Feiertage geplant hätten. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich diese Möglichkeit nie als Option in Betracht gezogen. Natürlich wollte ich das Weihnachtsfest hier in den USA verbringen, gehörte es doch zu den Erfahrungen dazu, die man während dieses Jahres als Au Pair im Ausland macht. Für das Fest war ein Zusammenkommen der Familie meiner Gastmutter Brooke in Long Island geplant, dem ich bereits neugierig entgegenblickte. Stellte ich die beiden möglichen Optionen nun aber direkt gegenüber, so hinkte die USA-Variante leider ein wenig hinterher. Denn ich muss an dieser Stelle ehrlicherweise erwähnen, dass mein Verhältnis zu meinen Gasteltern Brooke und Greg zwar ein aufrichtig Nettes, aber nie vollkommen Herzliches gewesen ist. Und je mehr ich also darüber nachdachte, desto attraktiver wurde der Gedanke und die Möglichkeit, für 1 Woche nach Hause zu meiner Familie zu fliegen!
Ohne noch jemanden von meiner Idee zu erzählen, rief ich im Reisebüro an und erkundigte mich nach verfügbaren Flügen. Da es sehr knapp vor Weihnachten war, waren die Restflüge zusätzlich enorm überteuert. So würde mich mein Flug 20.000 Schilling kosten (~1500€) - Geld, dass ich nicht hatte.
Als ich meine Eltern allerdings in meine Pläne einweihte, waren sie sofort Feuer und Flamme, und setzten alles daran, mir den Flug zu bezahlen. Auch für meinen Opa war die Sache klar. Er war so glücklich darüber, dass seine Enkelin für ein paar Tage nach Hause kommen würde, dass er darauf bestand, die Hälfte des Flugpreises von seinem Ersparten zu übernehmen! Und wenn er auch sonst knapp mit Worten war, so war sein Auftrag an meinen Papa diesmal klar und deutlich: “Schau', dass des Diandle ham kummt!”