Als das Christkind Glanz verlor …

Esprit
und neuen Zauber bekam!
2014. Nach Trennung, neuer Wohnung werde ich von meiner Großen - sie ist 6,5 - beim Geschenke einpacken für Weihnachten erwischt.
“DU HAST MICH ANGELOGEN! Es gibt gar kein Christkind!
Ich schaue in aufgerissene Kinderaugen. Ich sehe Enttäuschung, wie es nur ein Kind vor der Mutter empfinden kann.
“DU HAST MICH ANGELOGEN!!! Immer!”
Ich bin erstarrt. Verfluche das gängige Gequatsche von: Das Christkind kommt. Was wünscht Du Dir vom Christkind? Ich suche nach Ausreden, nach einer Erklärung, die das Kind versteht. Ihr Blick erschüttert mich bis in mein Innerstes. DIESE ENTTÄUSCHUNG! Ich habe sie verursacht. Tränen schimmern in ihren Augen.
Ich habe mein Kind enttäuscht. Angelogen!
Lieber Gott, bete ich still: Bitte hilf mir, das jetzt so zu erklären, dass wir alle drei da heil herauskommen!
"Mein Kind, sag ich, Du hast wohl recht und Du bist jetzt sehr enttäuscht von mir!
Aber bitte lass mich Dir erklären, wie es dazu gekommen ist!
Das Christkind gibt es wirklich! Jesus ist das Christkind. Du kennst die Geschichten von Jesus! Jesus ist auf diese Welt gekommen, weil er die Menschen so sehr lieb hat! Er hat sich uns geschenkt. Jedes Jahr dürfen wir uns daran erinnern, dass er als kleines Baby geboren wurde, so wie Du zu mir gekommen bist! Er ist als Menschenkind gekommen zu seinen Eltern, die ihn sehr liebhatten, so wie ich Dich!"
“ DU HAST MICH ANGELOGEN.“ stößt sie trotzig hervor. Ich setze mich am Boden und ziehe mein Kind auf meinen Schoß. Sie hört mir jetzt zu.
Das tut mir sehr leid!
Weißt Du, jedes Jahr feiern Jesus seinen Geburtstag, erzähle ich weiter. Weil wir alle uns so darüber freuen, hat es sich eingebürgert, zu sagen: Das Christkind kommt! Ich habe nicht darüber nachgedacht, dass es eigentlich eine Lüge ist. Alle freuen sich so, dass dieses Wunder der Liebe geschehen ist, sodass wir allen, die wir lieb haben zu Weihnachten Geschenke machen. Jedes Geschenk ist ein Christkindl! Ein Zeichen der Liebe in uns, weil Christus geboren worden ist!
Sie sagt nichts mehr. Die Lüge steht noch zwischen uns, aber sie akzeptiert meine Erklärung.
Der Heilige Abend ist da: Wir gehen zur Kinder-Christmette am Nachmittag. Am Vormittag haben wir gemeinsam den Baum geschmückt. Alles ist hergerichtet, sodass das “Christkind” nur noch die Geschenke unter den Baum legen muss.
Wir versperren sogar den Raum! Den Schlüssel nehmen wir mit. Meine Große sieht mich nur Kopfbeutelnd an: Was soll der Zirkus, sagen ihre Augen. Ihre kleine Schwester hat sie natürlich mittlerweile aufgeklärt. Wir gehen.
Als wir zurückkommen, läuten wir gemeinsam vor der Tür die Glocke. Der Baum steht in seiner vollen Pracht und darunter liegen jede Menge Pakete! Beide Mädchen können es gar nicht fassen! Wir zünden die Kerzen an. Wir singen.
Die Gesichter der Mädchen haben wieder ein bisschen ihres Staunens und der unschuldigen Freude wiederbekommen!
“Wie hast Du das gemacht, Mama?
Ich habe nichts gemacht, sage ich wahrheitsgemäß.
Das war ein Christkind!