Keinepbblätzzzchenmmeada!

Cornelia Morhardt
Wir hatten schon ganz schön einen sitzen! Erst der Sekt, dann der Wein, obendrauf dann noch ein Bier. Es hatte sich heute so ergeben. Im Ofen brannte das Feuer, im Wintergarten leuchtete der Christbaum, draußen lag Schnee. Eigentlich warteten mein bester Freund und ich auf seine Frau. Meine beste Freundin. Sie arbeitete heute mal wieder besonders lang. Wir vertrieben uns das Warten mit laienhaftem Gesang zu noch laienhafterem Gitarren-Geklampfe. Aber es machte uns Spaß. Hörte ja keiner, außer uns. Und mit jedem Schluck wurden wir lauter. Und mutiger. Und alberner.
Als sie endlich kam, war sie ganz schön müde. Trotzdem stellte sie uns amüsiert allerlei Knabberzeug hin und machte uns noch mehr Getränke schmackhaft: „Na, ihr zwei habt ja Spaß, was?" Eine Weile lang hörte sie uns geduldig zu, aber es war wohl zu arg. Dann meinte sie: „Also seid mir nicht böse, aber ich muss ins Bett! Wir sehen uns morgen! Gute Nacht!"
„Kannsssu eigentlich dasseinevonsssssSmokie? Spiel ma!"
„Kannnichnich! Aba Duja aunich! Du kannsssjanur zupfmmm! Du zupfsssja auch Smoke on the Water, hahahaaha!" Ein Schenkelklopfer!
„KommmnnnochnnLied!Jetzzzweistimmich. Passt nonnnich. Uiii! Issssasschief!"
„Machnommal, nommal! Wart! Jetzzzz!"
Ein Segen, dass das Haus am Waldrand steht und der nächste Nachbar weit weg ist. Hoffentlich ist sie so müde, dass sie schlafen kann.
“Mmmh. Schönes Lied! Issnochwassutrinknda?”
Er durchstöbert den Kühlschrank. “Da issnochn Wein, hicks! Unnnich habssschon Urlaub!”
„Weissu mir wär ja jetzt nach wasssSüßem!"
Er holt die Dosen mit den Weihnachtsplätzchen. „Guckmal! Hab alleich gemacht. Schön sinndie, gell?”
Tatsächlich! Herrliche Variationen der leckersten Weihnachtsplätzchen. Fein säuberlich in die Dosen gestapelt! Es ist zwar noch nicht Weihnachten, aber er spendiert sie großzügig zur Feier des Abends. Im Kopf klingeln die Glöckchen schon!
„Lossnochnlied! Auja, lasssunsmadassda: Suzi Quattro! Weisssnoch?" Wir klampfen und grölen es um die zehnmal hintereinander. Es wird nicht besser, aber wir amüsieren uns köstlich über unseren Dilettantismus.
„Weissu was jetzzzzso richtichgeil wär? Pbblätzzzchen innEierlikör tunken!”
Du lieber Himmel! Wir tun es tatsächlich! Die Eierlikörflasche leert sich auch noch, da wir ein Plätzchen nach dem anderen in den pappsüßen Eierlikör eintauchen und schmatzend verspeisen. Die pure Völlerei! Danach müssen wir uns immer die Finger ablecken. Köstlich! Die Gitarrensaiten kleben, der Gesang wird immer schlimmer und irgendwann ist uns schlecht.
Der Morgen danach ist eine Vorschau auf die Hölle! Und es ist kein Wunder. Aber wir ertragen tapfer das Sodbrennen. Wir klagen kein Wort über den wummernden Kopf und reumütig nehmen wir die Standpauke hin:
„Ihr habt AUSNAHMSLOS ALLE Weihnachtsplätzchen vernichtet! Seid Ihr eigentlich noch zu retten?"
Wir werden es nie wieder tun!
Versprochen-sssinnjakeinemeada!