Die ersten Schritte ins Glück

MonaLena
Es ist so selbstverständlich für uns, dass wir vergessen, welches Privileg es ist, das zu können: Gehen! Was es bedeutet, wenn man es nicht kann, das wird mir durch meine Arbeit immer wieder bewusst!
Über einige Recherchen bin ich auf eine tolle Erfindung gestoßen, die dem kleinen Mädchen im Rollstuhl, das ich seit einiger Zeit betreue, wieder einen Perspektivenwechsel ermöglichen sollte. Nach dem tollen Erfolg mit der Sitzhilfe ging, auf Wunsch der Eltern, die Suche nach einer Gehhilfe los. Ich bin kein Fan von sperrigen Geräten mit vielen Gurten, in denen die Kinder dann mühsam versuchen ein wenig voranzukommen. Meist ist in den Wohnungen ohnehin kein Platz dafür und es kostet die Kinder eine Menge Kraft sich auf diese Weise selbständig fortzubewegen. Mit etwas Glück stieß ich aber auf das “Upsee” von Firefly und damit auf eine einfache Hilfe, bei der man mit dem Kind gemeinsam gehen kann. Das funktioniert in Etwa so: Die kleine Maus wird mit einer speziellen Weste an den Gürtel einer erwachsenen Person geschnallt, ähnlich einer Tragehilfe, und dann schlüpfen beide in einen speziellen Schuh, über den die Kinder- und die Erwachsenenfüße miteinander verbunden sind. Dann geht es im Tandem los, Schritt für Schritt gemeinsam.
Erst habe ich es selbst mit ihr versucht und sie hat gleicht verstanden, was sie machen muss. Gemeinsam die ersten Schritte auszulösen war gar kein Problem! Stolz und mit breitem Lächeln im Gesicht stapfte sie ins Kinderzimmer, um ihre älteren Geschwister zu abzuholen. Als sie die Türe selbst öffnete, was sie sonst nie kann, war sie selig und ich auch! Dann hielt sie den Bruder an der linken, die Schwester an der rechten Hand fest, während wir gemeinsam durch die Wohnung gingen. Sowas haben alle Beteiligten noch nie erlebt, es war wie ein Wunder! Natürlich kann man kein perfektes Gangbild dabei erwarten, aber was es für das Kind bedeutet, ist in den leuchtenden Augen deutlich zu lesen!
Die Mutter lockte uns dann ins Badezimmer, nachdem der große (fast erwachsene) Bruder die Hilfestellung übernahm, sich mit ihr zusammenschnallte und seine Schwester beim Gehen begleitete. Dort wusch sich das Mädchen die Hände und konnte dabei entspannt und aufrecht stehen, während die Mutter sie einseifte. Ich stand dahinter, um sie nicht abzulenken, und beobachtete das bewegte Gesicht des Bruders im Spiegel.
Als wir die Gehhilfe wieder ausziehen wollten, war die kleine Süße ganz untröstlich. Sie ließ sich nicht dazu überreden eine zweite Sitzhilfe zu testen, dich ich zum Vergleich noch mitgebracht hatte. Ganz steif rutschte sie vom Sessel und zeigte ärgerlich weinend auf die Weste und die Schuhe. Sie konnte gar nicht genug davon bekommen, diese neue Erfahrung, und die damit einhergehende Selbständigkeit, zu genießen.
Zu Hause angekommen erhielt ich prompt eine Nachricht mit beigefügtem Foto: Papa geht jetzt mit ihr! Das glückliche Kind, das ich auf dem Bild sehe, trifft mich wie ein Sonnenstrahl in meinem Herzen.