Weihnachtsbummel in Wien

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Gerade jetzt denke ich gerne und oft an die schöne gemeinsame Zeit mit meiner Mama … sie hatte während ihrer aktiven Berufszeit als Einkäuferin für Damenmoden viel in Wien zu tun und kannte daher alle bekannten Läden in der Innenstadt: Fürnkranz, Adlmüller, Hermès, Juwelier Wagner, Cartier, Louis Vuitton, Dior, Tiffany, Gucci, Hofzuckerbäckerei Demel und so weiter … als Mama in Pension und noch gut zu Fuß war, wurde es für einige Jahre eine lieb gewordene Gewohnheit, in der Woche vor dem 4. Advent-Sonntag einen Bummel über Kärntner Straße, Graben, Tuchlauben und Kohlmarkt zu machen, um die weihnachtlich geschmückten Auslagen und den prachtvollen Lichterschmuck, der das Straßenbild verzauberte, zu bestaunen.
Ein anstrengender Tag für Mama … schon am Weg nach Wien nahmen wir in der Autobahnraststätte St. Pölten ein zweites Frühstück ein, um dann vormittags zuerst das Grab meiner Lieblingsschwiegermutter in Kagran zu besuchen und anschließend unser Auto in der Tiefgarage der Staatsoper zu parken; mittags genehmigten wir uns im Sacher die berühmten Sacher-Würstel und tranken einen Pfiff Bier dazu und dann flanierten wir gemütlich Richtung Stephansdom und erledigten noch letzte Weihnachtseinkäufe: eine schöne Seidenkrawatte von Adlmüller für Papa, in der Glasmanufaktur Lobmeyr bunte mundgeblasene Glasfrüchte aus Murano zur Behübschung von Lampen und Lüstern; im Kaffeehaus Gerstner tranken wir zur Stärkung einen kleinen Espresso und Mama erinnerte sich, wie sie früher hier gerne noch eine Zigarette geraucht hatte, bevor sie weiter bei den diversen Lieferanten orderte.
An den erlesenen Schmuckstücken, die in den Auslagen von Tiffany dargeboten wurden, konnte sich Mama nie sattsehen; bei Cartier bestaunten wir die unerschwinglich teuren Uhren und einmal überraschte mich Mama, indem sie mir, als ich noch Christbaumbehang beim Meinl am Graben erstand, heimlich einen Triple-Cartier-Ring kaufte, den ich später unter dem Weihnachtsbaum fand; bei der Schwäbischen Jungfrau erwarben wir für die Haushalte ihrer 3 Enkelinnen seidenglatt gewebte Geschirr- und Gläsertücher aus Leinen; natürlich mussten wir auch in Erinnerung an Mamas stressigen Job einige Brötchen mit Sekt bei Trzesniewski in der Dorotheergasse konsumieren.
Müde geworden, legten wir am Rückweg regelmäßig eine kleine Rast im Stephansdom ein, zündeten Kerzen an und beteten; zu guter Letzt freuten wir uns auf die weltbesten Käsekrainer, die wir im Stehen beim Würstelstand in der Nähe vom Stock-im-Eisen verzehrten; einmal fing es währenddessen leise zu schneien an und wir waren bezaubert vom Charme, die diese Weltstadt in der Weihnachtszeit zu bieten hat.
Mit allerlei Kleinigkeiten für unsere Lieben machten wir uns dann beglückt auf den Heimweg nach Linz. In Gedanken versunken, ließen wir den wunderbaren Tag nachwirken. Irgendwann während der Fahrt sagte Mama “wir kommen nächstes Jahr wieder, so Gott will”. Ja, Mama, das machen wir!