Wer spinnt, gewinnt - auch im Advent

Johannes Gutmann
Ich habe mich aus der Arbeitslosigkeit selbständig gemacht. Niemand traute mir zu, dass ich jemals von meiner Selbständigkeit werde leben können. Ich lebte die ersten Jahre nach meiner Gründung in einer kleinen Waldviertler Stadt.
Die erste Adventszeit in meiner Firmengeschichte kam und ich dachte mir, der Hauptplatz ist zwar schön mit einem beleuchteten Weihnachtsbaum geschmückt, aber der Platz verlangte nach mehr. Es fehlte an Belebung und an Weihnachtsstimmung.
Deshalb schlug ich den Gemeindevertretern und dem Obmann der Kaufmannschaft einen Adventmarkt vor. Sie schauten mich groß an und sagten, das gibt es schon anderswo - das brauche die Stadt nicht.
Traurig verabschiedete ich mich. Doch vor einem Gasthaus war ein kleines Rasenstück entlang der Hausfassade – gerade genug Platz, um einen kleinen Marktstand aufzustellen. Sollte diese Wiese zum Gasthaus gehören, dann hätte ich vielleicht hier eine Chance für meinen ersten Adventmarkt. Bereitwillig erteilte mir der Wirt die Auskunft: „Ja, das Stück Rasen gehört zum Gasthaus und wenn du keine Getränke ausschenkst, dann kannst du gerne deinen Marktstand dort aufstellen.“ Ich bin bis heute dankbar für diese offene Tür, denn Jungunternehmerinnen werden viele Türen zugehalten oder gar versperrt. Ja nichts ändern, das bringt nur Arbeit und Verantwortung.
Schnell war ein passender Marktstand gefunden. Was werden die Verantwortlichen der Kaufmannschaft und der Stadtgemeinde sagen, wenn ich es trotz ihrer Absage versuche? Werden Passanten stehen bleiben und meine Angebote prüfen? Wird sich mein Aufwand lohnen? Alles Fragen, die ich mir NICHT stellte. Neue Ideen kommen immer weiter, wenn sie weitergedacht und weiterentwickelt werden. Es genügt nicht zu wissen, was man nicht darf, davon entstehen keine langfristigen Arbeitsplätze und schon gar keine Wertschöpfung.
Meine Kräuterpackungen, kleinen Duftölfläschchen, handgemachten Duftlampen und die schönen Likörflaschen kamen so gut an, dass ich sogar von den Kunden gefragt wurde: Warum werden nicht mehr Markthütten auf diesem schönen Platz aufgestellt? Warum gibt es keinen Christbaumverkäufer? Warum gibt es keine heißen Maroni? Aber: Keine Reaktion der Kaufmannschaft oder der Stadtgemeinde. Der One-man-Adventmarkt wurde für mich zum vollen Erfolg und ein wichtiger Meilenstein in meiner Gründungsgeschichte.
Im zweiten Jahr stand ich wieder allein, war noch erfolgreicher und ich hörte die gleichen Fragen. Erst im dritten Jahr gesellte sich ein Christbaumverkäufer sowie eine Glühwein- und Maronihütte dazu.
Heute gibt es einen großen Adventmarkt am Hauptplatz und er hat die volle Unterstützung der Stadtgemeinde und Kaufmannschaft.
Ist die Krise noch so groß, es geht immer weiter, wenn wir weiterdenken und weiter miteinander tun. Wir haben alle Talente, die uns weiterbringen. Ein Problem schafft neue Möglichkeiten und ich freue mich auf viele Probleme, die uns alles NEU denken und tun lassen.