Weihnachtszeit

LisaGlücklich
Graz war unter einer dicken Schneedecke versunken. Wattebauschartige Schneeflocken ließen sich auf meiner Windschutzscheibe nieder. Im Autoradio lief “Feliz Navidad”. Ich hatte mein lautstarkes Trällern bereits eingestellt, denn ich fand keinen Parkplatz.
Ein Bekannter meiner Freundin Daniela gab ein Konzert im “Porta di Ferro” und wir waren beide auf dem Weg dorthin.
Völlig entnervt stellte ich mich letztendlich in die sündteure Tiefgarage.
Endlich im Portas. Das Lokal war pump voll. Meine Freundin Daniela war bereits da und wir nahmen an der Bar Platz. Unterstützt von einigen Gläsern Aperol-Spritz grölten wir schon bald zu Liedern von Ambros, Danzer, Fendrich & Co.
Es war gegen 4h früh, als wir uns auf den Heimweg machten. Ich hastete die leergefegte Herrengasse hinunter zu meinem Auto. Kaum eingestiegen, klingelte mein Handy.
Eine weinerliche Stimme flehte mich an.
“Lisa, bitte komm zurück, mein Auto ist weg. Man hat mir mein Auto gestohlen. Ich weiß nicht was ich tun soll!” Schon von weitem sah ich Dani am Sims einer Hausmauer am Boden hocken. Sie zeigte auf die gegenüberliegende Straßenseite zu dem einzigen, leeren Parkplatz in der Gasse. Ich parkte ein und nahm Dani in den Arm. Wimperntusche rann ihr über das Gesicht.
15 Minuten Fußweg entfernt befand sich die Polizeiwache Schmiedgasse, von der ich wusste, dass sie 24h besetzt war. Ich rief hin an. Wir sollten vorbeikommen und eine Verlustanzeige machen. Ich hakte Dani bei mir ein. Sie heulte und ich fror.
Wir traten ein. Zwei Polizisten saßen an einem Tisch und tranken Kaffee. Eine Polizistin legte ihr Funkgerät weg.
"Sie sind wegen der Diebstahlsanzeige hier?“
„Wir haben hier eine Straßenkarte von Graz. Wo genau haben sie ihr Auto geparkt?" Dani tippte mit dem Finger auf die Stelle und die Polizistin setzte sich an den PC.
“Fahrzeugtype?"
“Baujahr?"
“Farbe”
„Auffälligkeiten.“
Die Tastatur klapperte.
Ich hielt Dani`s Hand fest umklammert und drückte sie immer wieder, um ihr Zuversicht zu vermitteln. Die Polizistin versuchte sie zu trösten. “Es ist schon vorkommen, dass Jugendliche unter Alkoholeinfluss ein Auto geknackt, einige Kilometer damit gefahren sind und es dann dort abgestellt hatten."
Die Polizistin griff nach dem Funkgerät. “Murmel, Murmel …Info an alle! Gesucht wird…"
“Alle Polizisten in der Gegend halten jetzt die Augen offen. Meine zwei Kollegen werden auch ausrücken und die Umgebung abklappern."
“Möchten sie inzwischen einen Kaffee?"
Die beiden Herrn Polizist adjustierten sich und rücken sichtlich „begeistert“ aus.
Wir nahmen das Angebot der netten Polizistin dankend an.
Kaffee schlürfend unterhielten wir uns schon eine Weile mit der netten Polizistin, als wir den Lautsprecher knacksen hörten. Unsere Blicke schwenkten gespannt in Richtung Funkgerät.
„Hier Gustav1, wir haben das Auto gefunden. Es steht eine Gasse weiter!“
Die Polizistin erhebt sich mit eingedunkelter Mine.
"Die Damen stimmen doch sicher einem Alkotest zu?“