Ein kleines Wunder auf vier Pfoten

GeschichtenerzählerIn
Stumm drückte ich auf „abheben“. „Hallo Nonna!“, sprach ich ins Telefon. „Wie geht’s dir?“ „Ich fühle mich so allein. Ich habe heute den ganzen Tag mit niemandem gesprochen. Ich halte diese Einsamkeit nicht mehr aus.“ Da kam wieder dieses Mitgefühl in mir hoch. Nonna, so nennen wir unsere Oma. Seit mein Opa im Frühjahr verstarb, war sie ganz allein und fühlte sich einsam. Noch dazu kamCOVID-19. Zwar besuchten wir sie regelmäßig, doch die meiste Zeit war sie alleine.
Mir kam endlich die Idee. „Du könntest dir einen Hund holen! Du hättest jemanden bei dir und wärst beschäftigt!“
Ein paar Wochen später stand es fest. Sie würde einen schwarzen Mopswelpen bekommen. In zehn Wochen war er zum Abholen bereit. Diese Zeit verging langsam und wir wurden immer aufgeregter. Meine Schwester freute sich am allermeisten. Schmunzelnd entdeckte ich immer wieder neue Bilder von dem Mops in unserem Zimmer. Wir wussten schon, dass sie Samantha hieß, zur Abkürzung Sami.
Und dann kam endlich der Tag, der ganz fett, mit lauter Herzen im Kalender markiert war.
Als wir bei der Züchterin waren, durften wir den Welpen alle einmal in unseren Händen halten. Sanft schleckte sie über unsere Masken, es war ein wunderbares Gefühl.
Bei meiner Oma angekommen, stellten wir den Transportkorb auf den Boden und öffneten ihn vorsichtig. Samantha war sehr ungeduldig und verwirrt darin gehockt. Als sie den ersten Schritt nach draußen wagte, hielten wir alle gespannt die Luft an. Wir dachten, sie würde ängstlich und traurig sein. Doch plötzlich sprang sie auf, wedelte mit dem Schwanz und lief verrückt durch die Gegend. Wir mussten alle herzhaft lachen, weil es unglaublich süß aussah. „Sie wirkt kein bisschen bedrückt, unsere kleine Sami!“. Aus lauter Freude schloss ich sie ganz fest in meine Arme und genoss, wie der Welpe mich ganz erfreut abschleckte. Ich blickte zu meiner Oma und sah, dass sie nach langer Zeit wieder einmal richtig lächelte. Es war für alle ein purer Glücksmoment.
Jedoch merkten wir bald, dass ein Welpe wirklich nicht einfach war. Langsam zweifelte Nonna. „Wer holt sich in meinem Alter noch einen Welpen? Ich bin überfordert.“ Ich legte meine Hand liebevoll auf ihre und sagte: „Das ist bei jedem Welpen so. Sie muss erst lernen und dir vertrauen. Ich glaube an dich.“ Da gab ich ihr lächelnd die kleine Samantha in die Arme. Mit großen Augen schaute sie die Nonna an und kuschelte sich in ihren Arm hinein. Sie begann tatsächlich, einzuschlafen! Leise hörten wir sie schnarchen. Da huschte doch ein Lächeln über das Gesicht meiner Oma. „Du hast recht. Es war eine gute Idee. Ich sehe, wie ihr glücklich seid und ich fühle mich nicht mehr einsam. Und auch, wenn ich über den Opa trauere, habe ich meine Lebensfreude wiedergefunden!“ Und so schauten wir beide Sami zu, wie sie vor sich hin schnarchte und einfach glücklich schien. Und ich glaube, so fühlten wir uns alle. Glücklich, geborgen und froh, dass meine Nonna ihre Lebensfreude wiederfand.