Brigitte Krautgartner

Journalistin zu sein ist für mich nicht nur ein sehr schöner, sondern auch ein sehr wichtiger Beruf. Auf gesellschaftliche Missstände hinzuweisen – aber auch „best practice“-Beispiele zu zeigen und so im Idealfall Problemlösungen mit auf den Weg zu bringen – das erlebe ich auch nach vielen, vielen Dienstjahren als ausgesprochen sinnvoll und als meinen Beitrag für eine bessere Welt. In ganz besonderem Ausmaß gilt das für meine Tätigkeit als LICHT INS DUNKEL-Verantwortliche von Ö1.
BK
Brigitte Krautgartner ist Ö1-LICHT INS DUNKEL-Verantwortliche
Das Projekt, das wir Jahr für Jahr auswählen und unterstützen, lenkt den Blick auf spezielle Lebensrealitäten. Lebensrealitäten, über die die ganz normale Mehrheitsgesellschaft oft wenig weiß. Welche Bedürfnisse haben traumatisierte Kinder? Unter welchen Bedingungen können sich Jugendliche mit Autismus-Spektrum-Störung im Berufsleben verwirklichen? Wie können Blinde mit Hilfe der Klicksonar-Technik lernen, sich mühelos und ohne Hilfsmittel auch in völlig unbekannten Umgebungen zu bewegen? Wussten Sie, dass Kinder und Jugendliche mit Down-Syndrom viel mehr vermögen, als ihnen zugetraut wird? Sie „verkaufen“ sich einfach nicht gut, setzen ihre Fähigkeiten und Begabungen nicht in Szene, sprechen oft wenig – und werden deshalb massiv unterschätzt.
Wozu sie in der Lage sind, das lässt sich gut erkennen, wenn man sie in einer ganz lockeren, angenehmen und stressfreien Atmosphäre beobachtet. Ich habe einmal gesehen, wie unbefangen und pfi ffi g zwei Kinder mit Down-Syndrom (beide im Vorschulalter) in den Garderobe-Räumen unseres damaligen Ö1-Projektes miteinander gescherzt haben. Für mich ist dieser Moment unvergesslich geworden. Im Zuge meiner Tätigkeit für LICHT INS DUNKEL konnte ich selber so viel dazu lernen. Meine Aufgabe ist es, dieses Wissen weiterzugeben – und so Bewusstsein für Inklusion zu schaff en. Wie sieht eine Welt aus, in der Menschen mit Behinderung ein selbstbestimmtes und erfüllendes Leben führen können?
Darauf gibt es zahllose Antworten. Wichtig ist, dass die Frage gestellt wird. Nicht nur zu besonderen Anlässen, sondern an 365 Tagen im Jahr. Die Antworten, die ich im Rahmen meiner Tätigkeit für LICHT INS DUNKEL fi nde, fi nde ich unglaublich spannend – und ich gebe sie gerne weiter. Das gehört zum Schönsten, das mein Beruf zu bieten hat.