Das kleine Glück

Narradora
Die Wortwolken sind fertig. Als ich die Bilder mit den Wortwolken in eine Präsentation kopiere, lasse ich die letzten Stunden Revue passieren.
Momentan erlebe ich meine Schülerinnen und Schüler zum Teil etwas gedrückt. Sie sind in der ersten Klasse einer neuen Schule und anstatt mit ihren neuen Klassenkollegen zu scherzen, sind sie zu Hause vor dem Computer und erledigen unendlich viele Übungen, hören ihren Lehrerinnen und Lehrern aus der Ferne zu und haben kaum die Möglichkeit, sich kennenzulernen.
Damit die Stimmung etwas steigt, bereite ich das Projekt “Glück” für die nächsten Stunden vor. Wir beginnen damit, dass wir Fotos von Dingen in und um unsere Wohnung machen, die uns besonders glücklich machen. Dann schreiben die SchülerInnen einen Text zum Thema Glück. Alles, was ihnen in den Sinn kommt.
Ein paar Schüler meinten am Anfang, es gäbe nichts, was für sie Glück bedeutet.
Nach diesem Text kommen die ersten Rückmeldungen, dass es viel mehr um sie herum gibt, das sie glücklich macht, als sie geglaubt haben.
Sie bekommen dazu noch Anregung von einem Video und ich erzähle ihnen von Alltagsdingen wie dem Sofa und meinen Tassen, die ich von diversen Reisen mitgebracht habe, die bei mir ein Glücksgefühl hervorzaubern.
Wie ein Feuerwerk verbreitet sich das Thema und die Ideen sprühen. Es fallen allen Glücksbringer ein.
Wir nehmen uns die Zeit, jeder einzelnen Person im Klassenverband zuzuhören, was sie als Kind glücklich gemacht hat und was sie jetzt mit Glück erfüllt.
Am Ende der Stunde bedanken sich mehrere Schüler für die tolle Stunde und auch ich fühle mich ganz beseelt. Noch nie haben sie so frei über sich gesprochen, noch nie war die Stimmung so gut.
Wir haben auf Wortwolken die Glücksbringer gesammelt und das Schönste für mich ist, dass es großteils nicht die Dinge sind, die die meisten glücklich machen, sondern es sind Familie und Freunde. Sie stehen an erster Stelle und gleich danach Essen, Sport und kreative Hobbys.
Zum Abschluss haben die Schüler noch eine Botschaft an einen Menschen geschrieben, der sie besonders glücklich macht. Die Mama, der Papa, eine ältere Dame, die nebenan wohnt, die Großeltern. Sie haben Glück geteilt und verbreitet.
Die Erkenntnis: Das Glücksvirus ist hochinfektiös.