Eine schöne Bescherung

nanelinne
Der Mann an meiner Seite zog vor ein paar Monaten mit dem Prachtkerl eines Ridgebackrüden im Gepäck ein.
Jung, braunhaarig, gut gewachsen und mit seiner arroganten Visage, erinnerte mich der adrette VIERBEINER an einen unserer ehemaligen Politiker, doch das ist eine andere Geschichte.
Unser 1. Weihnachten sollte etwas ganz Besonderes werden, Neuanfang und besinnliche Zweisamkeit symbolisieren.
Gemeinsam auf Wolke 7 schwebend, sollten ca. 2 kg an süßen Weihnachtsleckereien unseren lukullischen Genüssen dienen und den Kalorienmehrverbrauch der ersten Verliebtheit wieder ausgleichen. Die Süßigkeiten wickelte ich in rotes Seidenpapier, um diese farblich dem Stilkonzept unseres Christbaumes anzupassen.
Am Vormittag des 24. schmücke ich in monk'scher Präzision den Baum.
Ein Meisterwerk in Rot steht im Wohnzimmer bereit, um nach dem obligatorischen Verwandtschaftsbesuch in vollem Glanze zu erstrahlen.
Stunden später kehren wir entspannt zurück. Voll der Vorfreude auf Zweisamkeit im Lichte unseres Baums. Als wir die Eingangstüre öffnen, erspähe ich ein verdächtig anmutendes Seidenpapierstück. Eine Vorahnung kommt auf. Panisch streife ich die Stiefel ab, gehe in Richtung Wohnzimmer, vorbei an unserem felligen Schönling, welcher mir verschlafen einen unbeteiligten Blick zuwirft.
Ich greife nach dem Schalter und gleichzeitig haften meine Socken am Boden. Das Licht beleuchtet das mit einer klebrigen Schicht aus Schoko, Sabber und Seidenpapier überzogene Parkett. Als ich das Geschehene realisiere, stoße ich einen Schrei aus, als hätte ich das heilige Christkind beim Stehlen erwischt.
Mein Kunstwerk! Abgeräumt! Entweiht! Der Baum bis an die Spitze dem Süßen entledigt, doch ist nicht eine einzige Kugel zerbrochen. Verpackungsreste liegen wild verstreut und verraten, welchem Gelage sich die Fellnase hingegeben hat.
Mein Theater erwidert der Hund mit einem unschuldigen Blick und entlockt ihm ein befriedigtes Brummen. Unter Toben und anrufen einiger Heiliger, nutze ich meine Wut, um das Parkett von der Glasur zu säubern. Als ein Winseln das eisige Schweigen des Hl Abends durchbricht, wird der Tierarzt aufgesucht. Voller Verständnis für die Heißhungerattacke des Tiers, injiziert er ein Medikament, das die Leckereien durch jene Öffnung, durch die sie hineingekommen waren, wieder ans Tageslicht befördern soll. Den Rest der Hl. Nacht verbringen wir durch die Ortschaft laufend, auf die Bescherung wartend, dass sich das Tier dem Schoko-Müll-Gemisch nach oben entleert.
Die darauffolgenden Feiertage sind voller Erwarten, nicht auf die Hl. 3 Könige, sondern auf die 5Christbaumhaken, die der Köter mit verschlungen hat und die sich durch die hintere Öffnung ihren Weg ins freie Bahnen sollen.
Akin hatte nur einige Tage Nachwirkungen. Für uns wirkt dieses ganz besondere Weihnachtsfest bis heute nach. In Form einer einzigartigen Erinnerung, die uns immer wieder ein herzhaftes Lachen beschert.