Grünweiß-Violetter Weihnachtsfrieden

Philippba
Unlängst gabs in unserem sonst so lauten Heim eine Schweigeminute. Für Maradonna. Herrlich, diese Stille. Also natürlich traurig wegen Maradonna, aber die kurze Auszeit war schon schön!
Bei uns dreht sich alles um Fußball. Irgendwo rollt immer die Kugel. Zurzeit ja leider nicht am Sportplatz und sehr oft in der Wohnung. (Meine Entscheidung für japanische Raumteiler aus filigranem Holz und Papier war rückblickend nicht sehr klug). Oder auf der Playstation. Oder zumindest im Panini-Album. Dabei bin ich immer wieder überrascht, wie viele Informationen über Fußballer in so einen Kinderkopf passen. Rechtsfuß? Tore? Geburtsjahr? Es würde mich nicht überraschen, könnten sie auch deren Sozialversicherungsnummern rezitieren. Wieso funktioniert das bloß mit dem Schulstoff nicht so gut?
Bei uns läuft auch ständig irgendein Match im TV, Spiele großer Vereine aber auch die zwischen Hinter- und Vordertupfing, live oder als x-te Wiederholung aus dem Jahre Schnee werden andächtig studiert. Manchmal setze ich mich dazu, glänze mit schlauen Fragen (in welche Richtung spielma?) oder nutze die Berieselung zumindest als Büselhilfe. Seit vor leeren Rängen gespielt werden muss, ist es auch ganz amüsant zu hören, was sich Spieler und Trainer während des Spiels da so zurufen. Und faszinierend, wie schnell und wie heftig sich Männer in was reinsteigern können.
Aber: so sehr meine Kinder diese große Leidenschaft verbindet - es wohnen ach zwei Herzen in meinem Haushalt: Das eine schlägt grün, das andere violett!
Der Große, obwohl in Favoriten aufgewachsen, ist schon seit ganz jungen Jahren ein Rapidler, beim Kleinen wars dann vielleicht einfach nur Protest gegen den Bruder, oder doch die Favoritner Luft? Jedenfalls schenken sie sich nix und die Rivalität wird hemmungslos ausgelebt. Besonders, wenn ein Derby ansteht, ist Spannung im wahrsten Wortsinn garantiert. Sind wir gemeinsam unterwegs, gibt es oft staunende Blicke: der eine hat natürlich eine Rapid-Maske und der andere-eh schon wissen.
Unlängst trug der kleine Austrianer daheim ein dem Großen zu eng gewordenes Rapid-Shirt. So weit, so ungewöhnlich, aber ich wollte erst einmal nicht zu viel hineininterpretieren. Aufgeklärt hat es sich erst, als der Postler läutete und – den Junior erblickend- verzückt sagte: “Jö, ein Rapidler”, Söhnchen aber nur trocken erwiderte: “Nein, ich habe das nur zum Essen angezogen, da macht es nix, wenn ich mich anpatze.”
Das Christkind aber hat es letztes Jahr geschafft, die beiden zu überraschen: so standen sie bei der Bescherung mit leuchtenden Augen friedlich nebeneinander und bestaunten den Christbaum, auf dem, in schönster Eintracht, violette Austria-Kugeln neben grünen Rapid-Kugeln hingen! Es war wahrscheinlich der einzige Baum in ganz Favoriten, ach was sag ich, in ganz Wien, auf dem so etwas möglich war.
Und so freue ich mich auch dieses Jahr auf diese Art von Weihnachtsfrieden.
Das Christkind muss nur noch schnell die Kugeln suchen.