Weihnachten mit gebrochenen Herzen

Lia Pipa
Weihnachten stand vor der Tür. Das erste Mal als Paar. Und damit die unausweichliche Frage: Was schenkt man dem Liebsten? Es soll nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig sein, soll Zuneigung und Liebe ausdrücken. Außerdem soll's in Erinnerung bleiben.
An anderer Stelle habe ich bereits erwähnt, dass ich rund um die schönste Zeit im Jahr reichlich Kitsch kultiviere. So stand ich in der Weihnachtswoche, behangen mit meinen Christmas-Kugelohrringen, bekleidet mit Weihnachtspulli samt passender Leggins in der Küche meiner kleinen, heimeligen Garconniere. Konzentriert blätterte ich in meinem Keksbuch: Christmas-Cookies sollten es werden. Nun bin ich ja nicht die klassische Backfee. Aber Fan von Selbstgemachtem, Selbstgebasteltem und Selbsterdachtem. Das ist für mich eine besondere Art der Wertschätzung. Gerade in einer hektischen, schnelllebigen Zeit wie der unseren.
Extra dafür hatte ich ein hohes Glas gekauft: Vorne war ein Lebkuchenmännchen abgebildet. Oben mit silbernem Schraubverschluss. Zur Verzierung hatte ich um den Flaschenhals Geschenkschnüre angebracht. Was fehlte, war der Inhalt. An diesen wagte ich mich nun zum zweiten Mal. Das erste Blech war mir aus der topfbelappten Hand auf den Boden geknallt. Ich weiß nicht, warum ich das Bedürfnis hatte die Kekse nochmals zu kontrollieren. Geschweige denn warum sie mir entglitten sind. Während ich laut fluchend überlegte, wie lang die 3 Sekunden Regel ausgedehnt werden konnte, wann ich zuletzt gewischt hatte und ob vielleicht doch noch einzelne Cookies zu retten waren, wusste ich im Grunde schon, dass ich backtechnisch eine Ehrenrunde drehen würde.
Gesagt getan. Endlich war der Teig fertig und ich stach herzförmige Cookies in mehreren Größen aus. Als die Backzeit vorüber war und ich sie vor mir liegen sah, traf mich der Schlag. Sie waren ordentlich aufgegangen. Glücklicherweise hatte ich zwischen den Keksen Abstand gelassen, weshalb nicht alle mit ihrem Nachbarn zusammenklebten. Dennoch: Mein Blick wanderte von den Riesenkeksen zur Öffnung meines Lebkuchenmännchenglases und wieder zurück. F*ck! Als hätte man die Absicht eine Spaghettinudel durch ein Nadelöhr zu fädeln.
Schreiend und bitzelnd überlegte ich, ob ich nochmal welche backen sollte. Mittlerweile war ich aber so sauer, dass mir eher danach war meine Küche abzufackeln. Enttäuscht schnappte ich die überdimensionalen Herzen und brach sie in der Mitte entzwei. Durch die unterschiedlich großen Ausstecher wurde zumindest ein Teil der Kekse verschont. Der hatte zwar auch an Umfang zugelegt, passte aber immerhin noch durch die Glasöffnung. Die gebrochenen Herzen drapierte ich ganz unten im Glas und kaschierte sie mit den kleineren, ganzen Herzen darüber.
C. freute sich total darüber. “Die schmecken echt gut. Aber: Was ist denn das da unten für eine Form”, fragte er schmatzend, während er nach einer Herzhälfte griff. Lachend antwortete ich: “Gebrochene Herzen.”